Sprachförderung

Allgemein

Unser Leben ist erfüllt von Sprache: Sich unterhalten, miteinander sprechen, mitreden, diskutieren und argumentieren, etwas lesen, etwas schreiben, Zusammenhänge verstehen und von anderen verstanden werden. Das ermöglicht uns in der Familie, in Gruppen und in der Gesellschaft aktiv das Leben nach unseren Interessen und Vorstellungen zu leben.

Sich ausdrücken zu können, ermöglicht die Teilhabe am Leben, eröffnet Chancen, schafft Möglichkeiten zur Gestaltung eines aktiven Lebens. Sprachförderung wird von Beginn an durch gelingende Bedingungen im sozialen Miteinander in der Familie und in allen Bildungseinrichtungen unterstützt.

Viele Menschen und Angebote begleiten ein Kind auf der Entdeckungsreise zur eigenen Sprachkompetenz. Unzählige vertrauensvolle Begegnungen mit Sprechen, Lesen und Schreiben innerhalb der Familie, im Kindergarten, in der Schule und an besonderen Plätzen wie Bibliotheken lassen Kinder wachsen und die Freude an Sprache sowie die eigene Wirksamkeit erleben.

Mädchen lernt in der Schule
Volksgruppensprachen

Mehrsprachigkeit

Mehrsprachigkeit ist Teil der familiären, burgenländischen und europäischen Identität. Mehrsprachigkeit unterstützt das Erlernen weiterer Sprachen und eröffnet Chancen für die spätere berufliche Laufbahn. Das Erlernen mehrerer Sprachen ist persönlich bereichernd und hat positive Auswirkungen auf Flexibilität, Gedächtnisleistung und Kreativität.

Sprache und Kultur unterstützen Kinder bei deren Identitätsentwicklung. Das Minderheiten-Schulgesetz für das Burgenland ermöglicht, die Volksgruppensprachen Kroatisch, Ungarisch und Romani bereits ab dem Kindergarten zu erlernen. Damit werden so früh wie möglich spielerisch, spontan und unbewusst Spracherwerb in einer weiteren Sprache und Handlungsfähigkeiten in einer zweiten Sprache gefördert.

Digitalisierung, Globalisierung, moderne Medien und Kommunikationsmittel rücken Englisch einmal mehr in den Vordergrund. Kinder erlernen in der Volksschule über die digitale Lernplattform Skooly in spielerischer Umgebung bereits die ersten englischen Begriffe. Das Interesse an der Sprache wird in der unverbindlichen Übung „Englisch in der Volksschule“ geweckt, Freude am Kommunizieren steht im Vordergrund. Burgenländische Bildungseinrichtungen bieten ab der Sekundarstufe eine Vielfalt an zu erlernenden Sprachen an.

Familie

Lesen beginnt mit dem ersten Lebenstag und begleitet uns ein Leben lang. Sprechen und Lesen sind eng miteinander verbunden. In der Lesebiografie eines Menschen spielt das Lesen in der Familie eine essenzielle Rolle. Familie meint alle wichtigen Bezugspersonen eines Kindes, die ihm in angenehmer Atmosphäre vorlesen, mit ihm über das Gelesene sprechen und so die Sprachentwicklung fördern und als Lese-Vorbild wirksam werden. Literacy meint neben der Lese- und Schreibkompetenz, Leseinteressen, das Vertrautsein mit Büchern und umfassende Medienkompetenz.

Frühe Sprachförderung startet ab dem Zeitpunkt, ab dem wir einem Kind nonverbal und verbal unsere Zuneigung schenken und uns sprachlich zuwenden. Eltern, Großeltern und Geschwister tun das schon sehr früh in den ersten Lebensmonaten. Im Laufe der Zeit entstehen in Familien Rituale und Familienaktivitäten, bei denen die Sprache an Bedeutung gewinnt. Beim Spielen, Basteln, Malen, Turnen und Geschichten erzählen umarmt die Sprache die gemeinsame Aktivität und trägt so zur Entwicklung bei. Die sprachliche Ausdrucksfähigkeit, der Wortschatz und das Weltwissen der Kinder wachsen heran.

Ein Kind wird, wenn ihm vorgelesen wird, immer aktiver im Zuhören und Mitlesen. Es stellt Fragen, blättert vor und zurück, erzählt Teile der Geschichte selbst weiter und beantwortet Fragen zur Geschichte. Das Kind tritt in einen Dialog mit der vorlesenden Bezugsperson und der Geschichte. Dadurch findet umfassende Sprach- und Entwicklungsförderung statt. Es wird vielleicht nicht immer möglich sein, im familiären Umfeld täglich zu lesen. Dann kann digitales Vorlesen eine punktuelle Alternative sein.

Kinder und Mama lesen
Sprachliche Förderung im Kindergarten

Kindergarten

Sprachliche Förderung gehört zu den wichtigsten Aufgaben der elementaren Bildungseinrichtung. Kinder werden im Kindergarten mit allen Sinnen ganzheitlich gefördert. Sprachförderung ist bunt, sie ermöglicht positive Erfahrungen und zeigt sich in vielerlei Gestalt: in Neugierde, Bewegung, Basteln, Singen, Theater spielen, im gemeinsamen Lesen von Bilderbüchern und im Dialog zwischen Kind und Erwachsenen.

Die Sprachangebote im Kindergarten sind in Alltagssituationen von Kindern eingebettet und decken deren Bedürfnisse und Interessen ab. In vertrauter Atmosphäre schaffen Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen vielseitige Sprechanlässe, die spielerisches Erlernen von Sprache ermöglichen und positive Begegnungen mit dem Äußern von Gefühlen, Bedürfnissen, Ideen und Interessen sowie die Beziehung zueinander fördern.

Kinder sollen Freude am Entdecken von Sprache haben, ihren Wortschatz und ihr Weltwissen im Kindergarten erweitern können, selbstbewusst sprechen, die Fähigkeit zum Bilden von Sätzen erleben können, wie auch die Fähigkeit zu kommunizieren und Sprache sinnvoll einsetzen zu können, um an Gesprächen teilzunehmen. Das schafft eine gute Basis für den Start in die Schule.

Volksschule

Oft bringen Kinder das Interesse an Buchstaben und Schrift schon in die Volksschule mit. Schritt für Schritt erlernen sie das Lesen und Schreiben. Schule setzt bei der Neugierde des Kindes an und startet in die Welt des Lesens und Schreibens mit dem Erlernen der Buchstaben.

Lesen und schreiben lernen ist mit Abenteuer und Freude verbunden und gleichzeitig herausfordernd. Vorbilder beim Lesen und der Mut, dass manches nicht gleich beim ersten Mal gelingen muss, helfen motiviert zu bleiben. Erziehungsberechtigte, Pädagoginnen und Pädagogen, Lesepatinnen und Lesepaten sind Lesevorbilder, die Zeit geben, ermuntern und eine positive Beziehung zur Sprache schaffen.

Vorlesen ist ein „Alleskönner“: Es verbindet und schafft viele mögliche Sprechanlässe, fördert Wortschatz, Fantasie und Kreativität, wirkt sich auf Konzentration und Erinnerungsvermögen aus, trägt zur Meinungsfindung und zur Selbstbestimmung bei. Vorlesen fördert die Entwicklung von Empathie und Sozialverhalten. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, werden so beim eigenständigen Lesen, in der Sinnerfassung und ihrer Kommunikation unterstützt.

Volksschulkinder
Jugendliche lernen in der Sekundarstufe

Sekundarstufe

Sprachfertigkeit wandelt sich in der Sekundarstufe zu präziserem und fachgerechterem Formulieren in vielen Unterrichtsfächern. Schülerinnen und Schüler eignen sich zunehmend bildungssprachliche Kompetenzen und fachsprachlichen Wortschatz an. Dies unterstützt beim Verstehen, Abrufen von Inhalten und Durchführen von Übungen in allen Unterrichtsfächern.

Beim Lesen und Schreiben werden unterschiedlichste Strategien erlernt, die helfen, Texte zu verstehen und neu zu verfassen. Darstellungen wie Grafiken, Tabellen und Symbole werden zu vertrauten Begleitern des Lernens, die zum Interpretieren und  Reflektieren einladen. Beim Sprechen treten das Erklären, Begründen, Argumentieren und Bewerten ins Blickfeld der sprachlichen Entwicklung.

Im Zentrum der Entwicklung stehen die Neugierde auf das Ich, Freundschaften und die eigenen Interessen. Lesen, Schreiben und Sprechen der Jugendlichen bewegen sich um all diese Themen und führen zu einer spannenden Auseinandersetzung mit den Heranwachsenden. Alters- und interessensgerechte Themen fördern den sprachlichen Dialog.

Impressum 

Verein Schule und Kultur
Obmann: Christian Pronai-Mariel
Kernausteig 3
7000 Eisenstadt